Wenn ich meine Kinder in einem Satz beschreiben müsste, dann ginge der so: Das große Kind ist zufrieden, mit einer Bockwurst in der Hand, dem Karussell am Weihnachtsmarkt zuzusehen, das kleine Kind würde vor Freude in das fahrende Karussell hinein rennen.
Ein Kind liebt Fußball und Singen, das andere spielt lieber für sich und hört Hörspiele. Ein Kind kommt nach der Mama (sieht aber eher dem Papa ähnlich), das andere kommt nach dem Papa (und schaut wie die Mama aus). Manchmal sind wir sehr neugierig, wie sich wohl ein drittes Kind in dieses Bild einfügen würde.
Kind 1 verlangt sehr lautstark und vehement sein Recht, seinen Platz und seinen Willen. Vor allem ist es laut. Kind 2 kann warten, bis sich eine günstige Gelegenheit ergibt. Es kann auch mal den ganzen Tag warten, aber dann wird zugeschlagen. Man hat ja keine Vorstellung, wie vehement eine knapp Zweijährige Vorlesen einfordert. Da wird schon mal das Buch mit voller Wucht dem Papa auf den Fuß geworfen oder sich ans Hosenbein geklammert. Jetzt. Bin. Ich. Dran.
Angst haben beide Kinder. Das große Kind mochte lange Zeit keine Fahrstühle. Wir wissen nicht warum. Uns ist keine unangenehme Begebenheit bewusst. Vielmehr mussten wir Fahrstühle schon seit je her vermeiden. Irgendwann war das vorbei und wir sind selbstverständlich damit gefahren - leider erst nach meiner zweiten, sehr beschwerlichen Schwangerschaft als ich schon wieder einigermaßen laufen konnte.
Das kleine Kind fürchtet sich vor dem Tiger im Garten. Aber nur dann, wenn es draußen dunkel ist. Dann müssen wir die Vorhänge vor den finsteren Fenstern ganz fest zuziehen. Wir Erwachesenen winken dann jedes mal ganz ekstatisch und rufen "Bye bye!", weil der Tiger gerade mit dem Auto wegfährt und niiiiiiieee wieder kommt. Aber bisher war unsere Vorstellung nicht so überzeugend. Mal sehen, wie lange uns die Furcht des zweiten Kindes begleiten wird.
Was die beiden außerdem gemeinsam haben: Die Liebe zu Gummibärchen, der Badewanne und dem Schlamm in unserem Garten. Fußnägelschneiden ertragen sie beide stoisch, jammern dabei aber gerne mal zum Spaß "Aua, aua!". Weihnachtslieder gehen immer. Unser Familienbett ist äußerst beliebt. Und Pipi Langstrumpf.
Das erste Kind war überall fehl am Platz. Die Steckdosensicherungen mussten erst mühsam installiert werden, bevor der Laufstall weg konnte. Im Restaurant fiel die Hibbeligkeit negativ auf und Zuhause war es manchmal langweilig, weil es aus den Spielsachen schon wieder herausgewachsen war.
Das zweite Kind trifft auf einen ungeheuer großen Abenteuerspielplatz. Die Wohnung ist kindersicher und voller Bewegungsspiele. Es gibt Platz zum Toben und zum Hüpfen und wenn mal einer einen Strich an die Wand macht, sind Mama und Papa eeeecht entspannt. Spielsachen gibt es en Masse, aber Mama hat inzwischen eine Wechselroutine eingeführt, so dass immer wieder ungenutzte Dinge verschwinden und fast vergessene Lieblinge auftauchen. In Restaurants gehen wir einfach gar nicht mehr und selbst bei Familienfesten setzen wir vehement ein kinderfreundliches Programm durch.
Es ist fantatsisch das erste Kind zu sein. Und es ist spannend, das zweite zu sein. Es ist wunderbar, zwei Kinder beim Aufwachsen zu beobachten. Unser Fleisch und Blut. Halb bestehen sie aus mir, halb aus meinem Mann. Der besten Person, die ich auf diesem Planten kenne. So ist das mit der Familie. Ein einziges Abenteuer.