Kind beißt Kind. Was tun? Von sozialen Situationen unter Eltern und medizinischen Notfällen.

01. Juni 2015
Lesezeit: 3 min

Gestern war ein schöner Tag. Zwei andere Mütter und ich haben uns auf dem Spielplatz verabredet. Jede kam mit Fahrrad und Kind, jede hatte was anderes zu Knabbern dabei, die Kids waren glücklich.

Kind beißt Kind

Doch mitten in einer angeregten Diskussion über Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein spitzer Schrei der kleinen Anne (14 Monate), der gar nicht mehr enden wollte. Ihre Mutter stürzte sofort zu der Kleinen hin. Was war passiert? Ein anderer kleiner Junge (ca. 18 Monate) hatte sich in Annes Zeigefinger festgebissen.

 

Nur mit Mühe konnte Annes Mutter die beiden trennen. Der Finger von Anne zeigte deutlich die Zahnabdrücke des Jungen, ein Stück vom Fingernagel hing herunter und es blutete stark.

Bei uns Müttern herrschte natürlich gleich große Aufregung! Annes Mutter versuchte ihre Tochter zu trösten. Ich habe aus einer Windel und Tempotüchern einen provisorischen Verband gebastelt (der aber schnell wieder verloren ging) und unsere dritte Freundin kämpfte mit Übelkeit. Sie kann nämlich kein Blut sehen.

Behandlung bei Biss von anderem Kind

In der nächsten Stunde beruhigte sich die kleine Anne nur schwer und fing immer wieder an zu weinen. Schnell wurde der Finger sehr dick und wir beschlossen gemeinsam, dass ein Besuch beim Kinderarzt sinnvoll wäre. So verschwanden Anne und Ihre Mama mit dem Rad.

Am Abend erfuhr ich dann telefonisch, dass es der Kleinen gut geht. Der Kinderarzt sagte, dass ein Anschwellen bei Menschenbissen eine natürliche Reaktion ist. In den nächsten Stunden sollten Annes Eltern checken, ob der Finger rot wird. Das würde dann auf eine Entzündung hindeuten, die sofort mit Antibiotika behandelt werden muss. Soweit ich bis jetzt weiß, geht es Anne im Moment gut.

Auch wenn der Kinderarzt konkret gar nicht viel gemacht hat, hat er betont, wie gut es war, dass Anne gleich zu ihm gebracht wurde. Denn die Informationen über die möglichen Gefahren muss man als Eltern in so einer Situation unbedingt haben.

Streit mit der anderen Mutter auf dem Spielplatz?

Nach dem ersten Schreck informierte Annes Mutter die Mutter des fremden Jungen über die Bissattacke. Diese reagierte mit einer erstaunlichen Aussage: "Ich dachte, das macht er jetzt nicht mehr???" - Man kann also davon ausgehen, dass so etwas schon öfter vorgekommen ist.

Die Frau hat sich mehrmals entschuldigt und sich auch besorgt über Annes Zustand erkundigt. Keine Ahnung, was sie sonst noch hätte tun sollen. Zugeben, dass Ihr Kind ruppig und unbeherrscht ist?

Wir beiden anderen Müttern warteten während Anne beruhigt wurde, passten auf unsere Kinder auf und beobachteten den Beißer. Als wollte er uns eine besonders gute Show liefern, schleicht der sich doch tatsächlich von hinten an ein weiteres Kind in seinem Alter heran und würgt es. Das hat er dann noch zwei Mal gemacht. Die Mutter stand daneben und griff gleich ein, schien aber wieder nicht sonderlich beunruhigt zu sein.

Wir fanden all das reichlich seltsam. Gut, mit einem Anderthalbjährigen hält sich meine Spielplatzerfahrung nun auch etwas in Grenzen. Aber ich denke doch, dass das ein ungewöhnliches Ereignis war.

Was hätten wir tun können? Die andere Mutter beschimpfen? Das fremde Kind anschreien? Keine Ahnung. Ich vermute mal, dass Beißen und Würgen nicht zu einer normalen Entwicklung von Kindern gehören. Aber selbst wenn ich Recht habe - soll ich einer fremden Mutter empfehlen, mit ihrem Kind zum Psychiater zu gehen? Ich finde, das ist eine sehr schwierige Situation.

Das nächste Treffen auf dem Spielplatz?

Ich gehe davon aus, dass wir den Beißer und seine Mutter in absehbarer Zeit wieder auf unserem Lieblingsspielplatz treffen werden. Einfach, weil es dort so schön ist. Was soll ich tun, wenn die beiden auftauchen? Mein Kind einpacken und nach Hause fahren? Mich permanent neben meinen Sohn stellen, um den Beißer sofort abzuwehren, wenn er kommt? Die Mutter ansprechen?

Ich bin wirklich verunsichert. Bisher fand ich es gut, meinen Sohn auf dem Sielplatz im Auge zu behalten, mich aber soweit entfernt wie möglich aufzuhalten. Ich will, dass er Freiraum kennenlernt und übt, sich mit anderen Kindern auseinanderzusetzen. Da kann es schon mal passieren, dass er umgerannt wird, ihm jemand die Schaufel klaut oder dass er einen Fuß ins Gesicht bekommt. War aber bisher alles nicht schlimm und hat nie zu Verletzungen geführt. Ich hoffe sehr, dass das auch in Zukunft so bleibt! Ich nehme jetzt auf alle Fälle ein kleines Erste Hilfe Paket mit auf den Spielplatz. Den Platz kann ich in der Wickeltasche gerade noch erübrigen!